Eine der ältesten und in Mitteleuropa weit verbreiteten künstlichen Lichtquellen war der Kienspan, ein harzdurchtränktes Stück Holz, meistens aus der besonders harzreichen Kiefer, auch Föhre oder Kienföhre genannt – daher der Name. Aus dem Kienspan entwickelte sich die Fackel. Ein Holzscheit wird künstlich mit einem besonders hell brennenden Material wie Harz oder Pech angereichert, bis er am oberen Ende eine keulenförmige Verdickung bildet. Der ursprüngliche Holzscheit diente von nun an nicht mehr als Brennstoff, sondern lediglich noch als Halterung. Kienholz entsteht durch eine äußere Verletzung der Baumrinde: der Baum produziert zum Schließen der Wunde mehr Harz, welches verhärtet – das Holz verkient. Schneidet man diese Stelle in dünne Späne, so erhält man eine gute und minutenlang leuchtende Lichtquelle. |
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„Der Hausvater bringt von der Küche eine Fackel und steckt sie in den eisernen Spanhaken. Die Arbeiter haben das Tagwerk geschlossen; sie treten langsam in die Stube, setzen sich der Reihe nach auf die Bank, stopfen ein Pfeifchen und plaudern und lachen dabei... |
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Der Holzspan als Beleuchtungskörper war lange in Gebrauch. Durchschnittlich an die 60cm lang und 3-8cm breit, spendete ein Span etwa 20 Minuten schwaches, unregelmäßiges Licht, wobei er jedoch den Raum verrußte und eine stete Brandgefahr darstellte. Dennoch waren Kienspäne in manchen Gebieten bis ins 19. Jahrhundert für die Bevölkerung die einzige leistbare Lichtquelle und kamen erst nach der Elektrifizierung ganz außer Gebrauch.
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Öllampen sind ab der Zeit um 20 000 Jahre v. Chr. bekannt und besitzen ein ruhigeres Licht als die flackernden Späne. Erst ab der Mitte des 16. Jahrhunderts verbreitete sich der Anbau des Rübsen, später auch des Raps’, und verbesserte Ölmühlen lieferten Raps- und Rüböl. Damit wurde die Verwendung von Öllampen für breitere Schichten halbwegs erschwinglich. Denn eine kleine Lampe von der Helligkeit einer kleinen Kerze verbraucht stündlich 8g Pflanzenöl – das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Energiebedarf des Menschen! Belege für erste Kerzen stammen aus der Zeit um 500 vor Chr. Ihre heute gebräuchliche Herstellungsweise wurde etwa ein bis zwei Jahrhunderte nach Christi Geburt entwickelt. Für den täglichen Gebrauch waren Bienenwachskerzen zu teuer und wurden nur zu besonderen Anlässen – religiösen Feiern oder hohen Festlichkeiten – entzündet. Als kümmerlichen Ersatz gab es aus Abfallfetten meist selbst hergestellte Talg- und Unschlittkerzen, die schwaches, stark rußendes Licht gaben. |
Im Mittelalter sahen die meisten Menschen künstliches Licht fast nur in Kirchen. Straßenbeleuchtungen gab es zwar bereits damals – dazu verwendete man Kienspäne sowie Öllampen, solche öffentliche Beleuchtung war aber verständlicherweise nur in sehr eingeschränktem Umfang, also an bestimmten Plätzen und zu bestimmten Zeiten möglich, wie bei Stadttoren und Brücken. Ein Hauptproblem der Fußgänger waren die ungepflasterten Straßen, ständig von schweren Pferdefuhrwerken befahren, bei feuchtem Wetter voller Schlammlöcher und von den anliegenden Häusern oft als Kanal und Mistplatz genutzt. Nächtliche Unterhaltung wie auch alltägliche Notwendigkeiten wurden erst durch den einigermaßen sicher beleuchteten abendlichen Heimweg möglich. |
Ehe die Schwefel- und Phosphorhölzchen – beziehungsweise um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Sicherheitszündhölzer – in Gebrauch kamen, wurde die offene Flamme für Herdfeuer und Licht hergestellt, indem man Stahl und Feuerstein so lange aneinander schlug, bis ein „lebensfähiger“ Funken den Zündschwamm zum Glimmen brachte; daran konnte dann ein Span entzündet und in den mit Brennmaterial versehenen Herd oder Ofen eingebracht werden. |
„Licht machen! Ja, das war zur Zeit unserer Großmütter eine Kunst, die nur wenige verstanden – und wenn sie eine Magd mieteten, so war mit eine der ersten Fragen die: ob sie auch Licht machen könne? In jeder Küche stand damals meist auf einem Sims über dem Herd ein länglich viereckiges Kästchen von weißem Blech, dasselbe enthielt vier Gegenstände, die man haben mußte, um Licht zu machen: einen Stahl, ein Stück Feuerstein, Schwefelfäden und in einer nach unten mit Blech geschlossenen Abteilung eine braunschwarze trockne Masse, die man „Zunder“ hieß. Dieselbe ward hergestellt meist aus alten Strumpfsocken, welche man deshalb in jeder Haushaltung sorgfältig aufhob und die von der Hausfrau oder Köchin so weit gesengt oder gebrannt wurden, daß sie schwarzbraun aussahen und leicht auseinanderfielen. Da aber dieser Stoff den Funken nicht auffing, „nicht fing“ wie man kurzweg sagte, wenn der Verbrennungsprozeß zu weit oder auch zu wenig vorgeschritten war, so gehörte eben so viel Geschick als Erfahrung dazu, das richtige Maß zu halten. Wollte man also Licht haben, so schlug man mit Stahl und Feuerstein zusammen über dies Zunderkästchen, bis einer der heraussprühenden Funken da hineinfiel und als glühendes Pünktchen sich so lange verhielt, bis es gelang, mit Hilfe des Atmens dem daran gehaltenen Schwefelfaden ein blaues Flämmchen zu entlocken und damit das bereitstehende Licht zu entzünden – pustend und hustend, denn der Schwefeldampf kam meist in die Kehle –, und so geschah es manchmal, daß ein unfreiwilliges Husten und Niesen das Licht wieder auslöschte und die Arbeit von neuem beginnen mußte.“ |
Ende des 18. Jahrhunderts verbesserte der Franzose Argand das Prinzip der Öllampe durch einen verstellbaren Flachdocht und einen Glaszylinder. Nach der Entdeckung der Ölfelder in Pennsylvania wurde Petroleum als billiger und sauberer Brennstoff dem organischen Öl vorgezogen. Obwohl die Wartung der Öllampe sehr umständlich war, blieb sie auch dann noch in Gebrauch, als in Industrieanlagen und auf öffentlichen Plätzen längst Gas- beziehungsweise elektrisches Bogenlicht verwendet wurde. |
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„Bevor das Gas eingeleitet wurde, hatten wir in unserer Wohnung in Wien nur die Petroleumbeleuchtung, und zwar: in der Küche über dem Herd eine kleine Lampe und für den Abend, wenn wir alle um den Tisch herumsaßen, eine Stehlampe. In der Nacht stand auf dem Nachtkasten eine Kerze, die, wenn nötig, angezündet wurde, im Zimmer gab es eine Hängelampe. |
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Anders war die Situation auf dem Land. Mein Onkel hatte in Willendorf am Schneeberg ein Gasthaus mit Gast-, Extra- und Fremdenzimmern, Veranda, Tanzsaal und was sonst noch an Räumen zu einem großen Landgasthaus gehört. Auch dort gab es nur Petroleumbeleuchtung. Ich war nur während der Ferien dort, habe aber im September erlebt, was es heißt, all die Räume zu beleuchten, wenn "Kirta" gefeiert wurde. Meine Mutter mußte schon Tage vorher die ungefähr dreißig bis fünfunddreißig Lampen vorbereiten: reinigen, mit Petroleum füllen, den Docht richtig schneiden (flach oder rund, je nachdem: Steh- oder Hängelampen), die Zylinder putzen, die Schirme reinigen. Die Musikanten brauchten gelegentlich noch Kerzenbeleuchtung, wenn sie nach Noten musizierten. Ich habe nie gehört, daß es irgendwo Brandflecken gab. Im Stall wurden Stallaternen mit Kerzenbeleuchtung verwendet.“Maria Kölbl (*1899), in: Als das Licht kam. Erinnerungen an die Elektrifizierung, hg. von Viktoria Arnold, Wien 1986 [Damit es nicht verloren geht, Bd. 11, hg. von Michael Mitterauer und Peter P. Kloß]. |
1862 entdeckte Justus Liebig eine Methode, aus speziell gebranntem Kalk Acetylengas zu gewinnen. Sobald Calciumcarbid (Karbid)
mit Wasser in Verbindung kommt, entsteht das brennbare Gas (Ethin), das mit einer extrem hellen Flamme verbrennt.
Als geeignete Anwendungen fanden sich Grubenlampen, Motorrad- und Autoscheinwerfer, Fahrradlampen, Bahnlampen,
Handlaternen, Tisch- und Wandlampen. Durch den knoblauchartigen Geruch, die unvollständige Verbrennung des Ethin und
die praktischen Gefahren (Explosion!) war eine Anwendung im Wohnbereich allerdings nicht ratsam.