Gustav Picks Wiener Fiakerlied wurde von Alexander Girardi (*5. Dezember 1850 in Graz, †20. April 1918 in Wien) in der Rotunde im Prater uraufgeführt, und zwar auf der Fiaker-Jubiläumsausstellung (am 24. und 25. Mai 1885), organisiert von der Fürstin Pauline Metternich-Sándor (* 25. Februar 1836 in Wien, † 18. September 1921). Er sang das Lied in der typischen Berufskleidung von einem Zeugl herab und musste es dreimal wiederholen, ja, von da an immer wieder singen – obwohl es ihm gar nicht gefiel und Girardi einen seiner größten Erfolg nur widerwillig akzeptierte. Die Idee stammte von Pauline Metternich, die sowohl Gustav Pick als Texter und Komponist wie auch Girardi als singenden Schauspieler erst dazu überreden musste. Als eines der bekanntesten und beliebtesten Wienerlieder bekam das Fiakerlied auch bald neue Strophen und Neudichtungen jeder Art, von Carl Lorens bis zur „Zukunftskutsche“.
Bartel F. Sinhuber: Die Fiaker von Wien, Wien 1992.
Zu den ältesten wie volkstümlichsten Gasthöfen der Leopoldstadt zählte das bereits 1635 bekannte Hotel Zum Goldenen Lamm (bei der Schlagbrücke, heute Praterstraße 7). Im 17. und 18. Jahrhundert finden wir den Gasthof wiederholt als Absteigequartier türkischer und persischer Gesandter. 1770 geriet hier Kaiser Joseph II. bei einer heftigen Feuersbrunst in Lebensgefahr. Das alte Lampl war eine gemütliche Herberge. In den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts erwarb Michael Hauptmann das Goldene Lamm. Er wandelte den alten Einkehrgasthof, in dem schon im 18. Jahrhundert der Prager und Znaimer Bote ihr Domizil hatten, in eine in ganz Wien berühmte Gaststätte um, die in der Reiseliteratur stets lobend erwähnt wird. Zu den Stammgästen des Lokals gehörten viele Schauspieler des Leopoldstädter Theaters. Am 4. September 1853 starb Michael Hauptmann, nachdem er schon 1852 seinen Söhnen Johann und Franz das Geschäft übergeben hatte. 1872 übernahm eine Aktiengesellschaft das Hotel. Als Schauplatz für Festlichkeiten aller Art blieb das Hotel Continental, wie das Goldene Lamm nach dem Umbau hieß, in hohem Kurs.
Hans Pemmer: Streifzug durch ein „nasses“ Gewerbe; Franz Gräffer:Kleine Wiener Memoiren und Dosenstücke I, München 1918.
Der Sandor war dös ganz allan, den kennt noch alles, groß und klan!
Graf Moritz Sándor (*23.5.1805, †23.2.1878) war ein bekannter Pferdenarr, Schnellreiter, Hoch- und Weitspringer, der mit seinen Wetten und Ideen ganz Wien eine Zeit lang unterhielt. Als kecker Reiter – der sich durch seinen Adel auch jede Rohheit erlauben konnte – stellte er eine bewunderte Figur dar. Seine Tochter Pauline Metternich-Sándor, die Initiatorin der Fiaker-Jubiläumsausstellung und vieler anderer karitativer Veranstaltungen, war die Frau von Klemens Wenzel Metternich, Sohn des ehemaligen Staatskanzlers. Dieser war der Halbbruder des Vaters Moritz, also ihr Onkel. Zwischen 1859-1870 Botschafter in Paris, wo er am Hof Napoleons III. mit seiner Gattin gesellschaftlich eine bedeutende Rolle spielte, etablierten sie den Salon. Wieder in Wien, wurde Paulines Salon auch hier zum Vorbild des Adels und wegen ihres sozialen Engagements und ihrer resoluten Art war sie beim Volk als „Fürstin Paulin“ sehr beliebt.
Friedrich Schlögl : Wienerisches. Kleine Culturbilder aus dem Volksleben der alten Kaiserstadt an der Donau, Wien-Teschen 1883.
Mei’ Zeug dös steht am Grab’n,
Zeug, Zeug(e)l = Gespann (Pferde und Wagen) der Fiaker und Einspänner.
Dös hat d’r halt an eig’nen Schan.
Schan = wienerische Lebensart (vom frz. genre).
I’ hör’ scho, wie der Wass’rer ruaft:
Wasserer = Gehilfe am Standplatz, der die Pferde „wasserte“ (tränkte) und das Zeugl putzte.
Bartel F. Sinhuber : Die Fiaker von Wien, Wien 1992.
Von Trauttmannsdorff zwa Schwarzbraun
Ferdinand Fürst Trauttmannsdorff-Weinsberg (*1749, †1827) hatte sich als Staatsbeamter unter Kaiser Joseph II. sehr verdient gemacht. Dieser erhob ihn 1805 als Graf in den Fürstenstand und holte ihn 1807 als Obersthofmeister an den kaiserlichen Hof. Dieser, auch als Oberstallmeister bezeichnet, war als einer der höchsten Hofbeamten für die Beaufsichtigung der herrschaftlichen Pferdeställe zuständig. Ihm unterstanden die Stallknechte, Kutscher und Bereiter. Für die vielen Pferdeliebhaber hatte sein Name einen besonderen Klang: Die Schecken aus der Zucht des Trauttmannsdorffschen Gestüts in Böhmen waren sehr geschätzt.
Franz Gräffer:Kleine Wiener Memoiren und Dosenstücke I, München 1918.
Tonaufnahme Hansi Niese mit Klavierbegleitung : Wiener Fiakerlied (Gustav Pick).
Hansi Niese wird heute gerne als weibliches Gegenstück zu Girardi bezeichnet. Sie zählte zu seinem Freundeskreis und stand in seinen letzten Jahren oft mit ihm gemeinsam auf der Bühne. Ihre Fassung – eine Hommage an Girardi – bringt drei Strophen, was zu dieser Zeit das Medium voll ausreizte, und sie singt diese in meisterhaft gezeichneten, unterschiedlichen Stimmungen.
Volksschauspielerin und Sängerin Johanna „Hansi“ Niese
(*10. November 1875, †4. April 1934 in Wien)