In der Wiener Volksunterhaltung des 19. Jahrhunderts nehmen die Programme der Volkssängergesellschaften einen vorrangigen Platz ein. Die an Lizenzen und an strenge Regeln gebundenen Sänger/Schauspieler boten ihrem bereitwilligen Publikum eine Mischung aus komischen Szenen, kurzen Theaterstücken und Liedvorträgen und übernahmen damit die Rolle eines "Theaters für den kleinen Mann". Die auf den täglichen Bedarf zugeschittenen Texte schrieben sie sich selbst oder ließen sie sich von professionellen Schreibern zuliefern. Der Großteil dieser Texte war rasch vergessen. Bis zum heutigen Tag erhalten geblieben sind hingegen die zahlreichen auf Liedflugblättern veröffentlichten Lieder, größtenteils in Form des "Couplets" gestaltet.

Wen auch der Humor ein unabdingbares Element der Couplets war, so erschließen sich doch aus dem Studium der Texte sowohl die alltäglichen Freuden und Sorgen der Zielgruppe als auch die jeweils aktuellen lokalen Ereignisse, vor allem aber gelingt es den Autoren - darunter so mancher wahre "Volksdichter" - auf subtile Weise Kritik an den Missständen ihrer Zeit zu üben.

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